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Scheidungskinder: Am besten im Wechsel


Laut einer schwedischen Studie geht es Scheidungskindern besser, wenn sie abwechselnd bei Mutter und Vater leben.
Auch Vorschulkinder profitieren offenbar nach Trennung der Eltern vom sogenannten Wechselmodell. In der Studie hatten Kinder mit diesem Modell insgesamt weniger Probleme als Trennungskinder, die überwiegend bei einem Elternteil wohnten.
Das Wechselmodell/ Paritätsmodell sieht vor, dass Kinder nach der Trennung ihrer Eltern abwechselnd bei beiden Elternteilen wohnen. In Schweden ist dieses Modell, relativ weit verbreitet. Rund ein Drittel aller Vorschulkinder von getrennt lebenden Eltern werden so betreut.
Den Befürwortern zufolge wirkt es sich positiv auf das Wohlbefinden der Kinder aus, wenn diese weiterhin Unterstützung von beiden Elternteilen, insbesondere auch vom Vater, erhalten. Kritiker führen dagegen an, dass das ständige Hin- und Herwechseln zwischen den beiden getrennten Haushalten einen Stressfaktor für das Kind darstellt und die Trennung von der Mutter als primärer Bezugsperson mit Risiken für die Entwicklung verbunden sei.
Ein Forscherteam vom Karolinska-Institut in Stockholm hat nun die Daten von 3656 Vorschulkindern im Alter zwischen drei und fünf Jahren in einer Querschnitt-Studie ausgewertet (Acta Paediatrica 2017; online unter http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/apa.14004/full ). 92 Prozent der Kinder lebten in intakten Familien mit beiden Elternteilen in einem gemeinsamen Haushalt. Bei den Anderen hatten sich die Eltern getrennt und die Kinder lebten in verschiedenen Modellen: Bei 136 Kindern war ein paritätisches Wechselmodell vereinbart, 79 Kinder lebten überwiegend, und 72 ausschließlich bei einem Elternteil.
Als Maßstab für das Wohlbefinden wendeten Dr. Malin Bergström vom Center for Health Equity Studies in Stockholm und ihr Team das "Strengths and Disability Questionnaire" (SDQ) an, welches Probleme in vier Domänen beleuchtet: emotionale Symptome, Verhaltensauffälligkeiten, Hyperaktivität/Unaufmerksamkeit und Probleme mit anderen Kindern. Der SDQ-Fragebogen wurde sowohl Eltern als auch Vorschullehrern vorgelegt. Die Ergebnisse wurden nach sozioökonomischen Einflussfaktoren wie Alter, Bildungsgrad und Herkunftsland der Eltern bereinigt.
Bezug zu beiden Eltern wichtig
Wie die Forscher berichten, hatten diejenigen Trennungskinder, die meist oder ausschließlich bei einem Elternteil wohnten, insgesamt mehr psychologische Probleme als Kinder in paritätischen Arrangements. Das galt sowohl aus der Sicht der Eltern als auch aus Sicht der Lehrer.
Wer aus einer intakten Familie stammte, war etwa in gleichem Maße von Problemen belastet wie Kinder im paritätischen Modell; dies ergab zumindest die Auswertung der Elternfragebögen. Bei den Lehrern ging die Meinung diesbezüglich in eine etwas andere Richtung, wenigstens in der nicht adjustierten Analyse: Demnach waren psychologische Probleme bei den Trennungskindern im Wechselmodell etwas häufiger vertreten. Nach Einbezug elterlicher Faktoren war dieser Unterschied jedoch nicht mehr signifikant.
Insgesamt, so Bergström und Kollegen, zeigten die Ergebnisse, dass das Paritätsmodell auch bei Vorschulkindern zumindest nicht per se mit psychologischen Problemen verknüpft sei, wie vielfach behauptet werde. Dafür gebe es wohl mehrere Gründe: So spiele der enge Bezug zu beiden Elternteilen offenbar eine wichtigere Rolle für das kindliche Wohlbefinden als die Probleme, die sich aus dem Hin- und Herwechseln zwischen den Haushalten ergeben. Der aktiv involvierte Vater sei wichtig für die geistig-seelische Entwicklung des Kindes; dies hätten bereits mehrere Studien gezeigt. Zudem bedeute es für den einzelnen Elternteil weniger Stress, wenn man sich die Kinderbetreuung teilen könne. Und davon profitierten letztlich auch die Kinder.
Väter stärker in Erziehung involviert?
Ein gewisses Verzerrungsrisiko mussten die Forscher allerdings einräumen: So sei es naheliegend, dass Eltern, die es schaffen, sich auf ein gemeinsames Betreuungsmodell nach paritätischen Maßstäben zu einigen, von vornherein in geringerem Konflikt zueinanderstünden oder ihre Elternrolle mit mehr Engagement einnähmen als die Vergleichsgruppen mit überwiegend alleinerziehendem Elternteil. Zudem sei es gut möglich, dass Väter, die sich bereit erklären, an einer entsprechenden Umfrage teilzunehmen, stärker in die Kindererziehung involviert seien als andere.
Gefordert sind nun vor allem Longitudinalstudien mit größeren Teilnehmerzahlen in den verschiedenen Gruppen. Diese können auch dazu beitragen, zu verstehen, was hinter seelischen Problemen einzelner Trennungskinder stecken könnte.
Quelle: www.aerztezeitung.de
